Das Entschuldigungsschreiben des em. Papstes Benedikt XVI. und die Ablehnung der Rede vom „besonderen Lehramt der Betroffenen“ beim Synodalen Weg haben beide etwas mit einem speziellen Verständnis von Kirche zu tun. Hans-Joachim Sander sieht hier einen Vorgang der „Selbstverzwergung“ und ein Trauerspiel.
Lehramt
Wenn es um strittige Fragen der Gegenwart geht, greifen Gläubige wie Vertretende der Kirchen gelegentlich zum biblischen Text. Und picken sich nicht selten die Rosinen für ihre Argumente raus. Simone Paganini plädiert für ein Ende dieser selektiven Praxis und liest den biblischen Text als Ausdruck einer Suchbewegung.
Eine Formulierung des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer beim Synodalen Weg sorgt für Erregung. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller erkennt darin einen Ton, der die Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche erneut demütigt.
Wo sich das katholische Lehramt als Hüterin ewiger Wahrheiten inszeniert, folgt es einer modernen Konzeption des Katholizismus. Oliver Wintzek analysiert dessen zentrale Säulen der Diskursverweigerung und Außenabgrenzung.
Das Lehramt als „Garant der Einheit“ angesichts eines irritierenden weltanschaulichen Pluralismus? Konsens auf dem Rücken der Nicht-zu-Wort-Gekommenen? Judith Gruber (New Orleans) zur wieder aktuellen Debatte über Dissens innerhalb der Theologie und zwischen Theologie und Lehramt. Wiedergelesen.
Stephan Schmid-Keiser reagiert auf den Beitrag von Johann Pock zur Instruktion der Kleruskongregation. Er plädiert für die „Sandalen-Methodik“ von Papst Franziskus, ein Ernstnehmen der Entwicklungen in den Ortskirchen und für ein Überwinden der Kluft zwischen Recht und Pastoral.
Die Instruktion der Kleruskongregation vom 29.6.2020 über die Leitung von Pfarrgemeinden stellt eine klerikalistische Verengung dar. Sie nimmt weder die Kompetenz der Laien, noch jene der Priester und Bischöfe oder der Ortskirchen ernst. Sie zementiert ein hierarchisches Kirchenbild ein, das Antworten gibt, aber keine Fragen stellt. Ein kritischer Kommentar von Johann Pock.
Vor 25 Jahren wurde der „Katechismus der katholischen Kirche“ veröffentlicht. Ulrich Ruh hat sich sehr früh ausführlich damit beschäftigt und zieht eine kritische Bilanz eines „merkwürdigen Buches“ als Stabilisierungsprojekt, das nicht wirklich geglückt ist und dessen dritter Teil mit der Morallehre an der Lebenswirklichkeit vieler vorbei geht.
Päpstliche Lehren haben Autorität. Sie zu interpretieren ist Aufgabe der Theologie, nicht des Papstes. Von Hans-Joachim Sander.
Wenn sich wissenschaftliche Theologie und kirchliches Lehramt streiten, agieren sie bisweilen immer noch so, als ob sie unter sich wären. Sie waren es lange und das sogar auf Augenhöhe. Sie sind aber nicht mehr unter sich. Das wäre ihre Chance. Von Rainer Bucher.