Karl-Dieter Müller (Münster) erinnert in diesem Leserbrief nach dem Podcast „Hoffnung und Kontingenz“ an „Unsere Hoffnung“.
„Unsere Hoffnung“ – heute: So titelt die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ ihren Pfingstbrief 2025 und bezieht sich dabei auf das Grunddokument Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit“ der Würzburger Synode (1971-1975), dessen Verabschiedung sich 2025 zum 50. Mal jährt. Der wohl wichtigste Text basiert auf einem Entwurf von Johann Baptist Metz (Münster) und ist von dessen Neuer Politischer Theologie geprägt als Aufruf zur messianischen Erneuerung der Kirche. Angesichts unserer zerrissenen und bedrohten Welt von Zukunftsangst, Kriegserfahrungen, ökologischer Krise … ist zu fragen, was christliche Hoffnung heute bedeutet und wem sie gilt. Danke so für den Anstoß von Christian Bauer (7.10.202, „Hoffnung und Kontingenz?“) für seine Gedanken mit/zu Jonas Grethlein und dessen beiden lesenswerten Büchern.
Zwei Tagungen erinnerten Ende September an das Synodendokument: in Münster (Akademie des Bistums Franz Hitze Haus) und in Würzburg (Domschule Würzburg) als Rückblicke und Ausblicke.
Hier möchte ich – im Sinne einer „gefährlichen Erinnerung“ (Metz) auch mit öffentlicher und politischer Bedeutung und der Anstöße von Bauer/Grethlein – an „Unsere Hoffnung“ erinnern. Das Zeugnis der Synode ist ja auch für heute und morgen eine Provokation; es fordert heraus, zielt auf eine Antwort des Glaubens und des Lebens (1 Petr 3,15). Vgl. dazu u.a. zum Studientag der DBK (23.9.2025 in Fulda): „Die Sendung der Kirche inmitten einer säkularen Gesellschaft“; angestoßen durch die 6. KMU mit dem Aufweis der existenziellen Krise von Kirche und Religion – bis hin zum Relevanzverlust christlicher Gottesrede. „Aufstand der Hoffnung“ hat Metz 1982 seine Rückbesinnung auf das Hoffnungsdokument überschrieben. Hat sich Kirche nicht vielfach von den Erfahrungen, dem Leben von Menschen, ihrer „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ (Gaudium et Spes 1) entfernt? Sind zentrale Glaubensinhalte „verbrauchte Geheimnisse“ (so im abgelehnten Entwurf von Metz) geworden, mit denen das Christentum „den Fragen und Ängsten, den Konflikten und Hoffnungen in unserer Lebenswelt, der mühsam verdeckten Sinnlosigkeit unseres sterblichen Lebens und unserer öffentlichen und individuellen Leidensgeschichten antworte“ (UH)? Spricht auch Theologie immer noch „mit Leichtigkeit Wörter aus, die leer geworden sind“ (T.R. Peters). „Sind wir, was wir im Zeugnis unserer Hoffnung bekennen?“ fragt das Synodendokument (II,2). „Nachfolge genügt“, sagt „Unsere Hoffnung“ kühn, wenn es unsere christliche Identität zu kennzeichnen sucht (UH III).
Und: Hoffnung in hoffnungslosen Zeiten? Wo sind Christ:innen und Kirche/n in der Zukunft der Welt? „Statt, dass wir uns um die Erde sorgen, kümmern wir uns mehr um unsere Institutionen. Wir haben vergessen, dass im Zentrum des Christseins die Welt steht und dass die Erde ein Lebens-Haus ist, das heute im wahrsten Sinne des Wortes brennt“, (Jürgen Manemann, Schöpfungscompassion).
„Sich solchen ‚radikalen Fragen‘ in der Öffentlichkeit der Kirche zu stellen, gehört zur Radikalität der pastoralen Situation, in der unsere Kirche heute steht und das Zeugnis ihrer Hoffnung weiter-gibt.“ Um so „von der tröstenden und provozierenden Kraft unserer Hoffnung“ zu sprechen (UH), sei dazu auch an den Grund-Satz von J.B. Metz erinnert: „Der Glaube der Christen ist eine Praxis in Geschichte und Gesellschaft, die sich versteht als solidarische Hoffnung auf den Gott Jesu, als den Gott der Leidenden und der Toten, der alle ins Subjektsein vor sein Angesicht ruft.“