Wenn die katholische Kirche in der Missbrauchs-Problematik und den strukturellen Problemen, in denen sexualisierte Gewalt und geistlicher Missbrauch begünstigt werden, Veränderungen anstoßen will, braucht sie das Bewusstsein einer lernenden Organisation. Entschiedene Maßnahmen sind dazu unerlässlich, wie der Beitrag von Inge Tempelmann zeigt.
Klerikalismus
„Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“. Das klingt erst einmal nach einschlägiger pastoraltheologischer Lyrik. Wenn sich dahinter aber einigermaßen widersprüchliche Anweisungen mit romantischem Hintergrund verbergen, wird es spannend. Das muss nicht von Nachteil sein. Von Rainer Bucher
Oscar Romeros Weg als Hirte einer verfolgten Gemeinde zeugt von erstaunlichen Lernprozessen. Peter Bürger ist überzeugt: Sein Vorbild eröffnet der Weltkirche eine Perspektive der Befreiung aus jenem Klerikalismus, der die Lernunfähigkeit der Hierarchie noch immer zementiert.
Die Kirche geht voll ins Risiko. Sie legt weiterhin alle Macht in die Hände weniger Männer. Priester kann nur werden, wer zölibatär lebt und nicht homosexuell ist. Beide Kriterien behindern gleichzeitig ein Verhältnis zu Frauen. Eine Veränderung würde dazu beitragen, auch in der Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern eine positive Einstellung zu bekommen. Von Andreas Heek.
Internalisierter Selbsthass wendet sich nach außen: Homophile Kleriker ziehen gegen LSBTIQ-Personen zu Felde. Das ist verlogen und verhindert wesentliche Reformen der Kirche. Von Andreas Heek.
Mit der Taufe besitzen Frauen und Männer alles Entscheidende, um in Gottes Gegenwart zu leben, glaubt Markus Himmelbauer.
Ein hervorragender, wichtiger und schmerzhafter Film startet Ende September in den deutschen Kinos. Er handelt von sexueller Gewalt an Kindern durch einen Priester, über Jahrzehnte verschwiegen und vertuscht durch kirchlich Verantwortliche. Viera Pirker war für Feinschwarz im Kino.
Susanne Pell kommentiert aus dem „Krähennest“ Daniel Bogners, «Ihr macht uns die Kirche kaputt … doch wir lassen das nicht zu!» Freiburg i. Br. 2019 anlässlich der Rezension von Manfred Belok.
Ein reines Weihepriestertum gewährleistet keinen wirksameren Schutz vor missbrauchsanfälligen Konstellationen. Die fatale Sakralisierung des Priesters werde dadurch nur noch weiter auf die Spitze getrieben. Ein Leserinnenbrief von Judith Müller.
Klerikalismus gilt als ein zentraler Grund für den Missbrauch durch Priester in der Kirche. Bernd Kopp war lange Zeit Supervisor von Seelsorgenden, darunter auch Priestern. Er legt den Finger in die Wunde struktureller Aspekte des Klerikalismus.
Klerikalismus gehört systemimmanent zur römisch-katholischen Kirche – daran wird selbst Papst Franziskus nichts ändern. Martin Stewen ergänzt die aktuelle Debatte um einige weltkirchlich inspirierte Überlegungen zum Klerikalismus „von unten“.
Der Papst redet davon, viele wünschen sie sich, kaum jemand weiß, was das sein könnte – eine postklerikale Kirche. Mitglieder der Redaktion legen zum Geburtstag ein Mosaik…
Aus dem Brief von Papst Franziskus an das Volk Gottes vom 20. August 2018.
Auf den letzten Seiten ihrer Familiengeschichte mit dem schönen Titel „Stille Post“ berichtet Christina von Braun von einem aufregenden Fund beim Durchstöbern der Briefe und Tagebücher ihrer verstorbenen Mutter. Eine historische Miniatur zum Klerikalismus als pastoraler Handlungsform. Von Rainer Bucher.